Volkmar Friedrich Fischer präsentiert ein Gedicht über die Burgruine Tharandt
Für diejenigen, die mit der Örtlichkeit nichts anfangen können, hat der Autor eine kurze Erklärung geschrieben.
Die böhmische Prinzessin Zedena bzw. Zdenka war die Tochter des böhmischen Königs Podiebrad. Zu ihrer Vermählung mit dem sächsische Herzog Albrecht 1459 erhielt sie Tharandt als Hochzeitsgut. Nach dem Tode ihres Mannes lebte sie als Herzogin Sidonie die letzten 10 Jahre ihres Lebens bis 1510 auf der Tharandter Burg am Nordrand des Erzgebirges, die heute als Ruine erhalten ist.
Phonetischer Hinweis: Das Z als erster Buchstabe des Namen der Herzogin wird im Tschechischen als stimmhaftes S gesprochen.
NEBULÖSE BEGEGNUNG
Text und Bild: Volkmar Friedrich Fischer
Dichter Nebeldunst hüllt
die Burgruine Tharandt ein.
Es ist kein Ausflugswetter,
und ich bin hier allein!
.
Starr und stumm
die Mauerreste stehen.
Da kann ich schemenhaft
unbekannte Türen sehen.
.
Sie öffnen sich
wohl zur Anderswelt,
die für uns Lebende
Mysterien bereithält.
.
Sehe ich Frau Zedena,
die sich im Grau bewegt?
Immerhin hat sie dereinst
Jahre auf der Burg gelebt.
„Zdenka, Zdenka“,
rufe ich sie leis,
weil ich doch auch von
ihrem Kosenamen weiß.
Sie wendet sich zu mir
mit Schleier im Gesicht.
Was darunter ist,
erkenn ich leider nicht.
.
„Ich bin nicht mehr schön“
antwortet sie bald.
„Bin immerhin über
fünfhundert Jahre alt.
.
Schau lieber auf die
jungen, hübschen Frauen,
die sich heutzutage
zur Burg hinauf trauen.
.
Manchmal schlüpf ich auch
in eine solche Gestalt,
rede mit den Gästen
im Tharandter Wald.
.
Vielleicht kommst du auch
wieder einmal mal her.
Lacht ´ne Schöne dir zu
lächle auch, gedenke der Mär.“