Ondine Anfelder
Laufbahn frei - diese Devise gilt für Ondine Anfelder aus Oberwiesenthal bei jedem Wetter. Zu den Leidenschaften der Elftklässlerin zählen die tägliche Fitnesseinheit und das Schreiben eigener Literaturbeiträge. Am Fuße des Fichtelbergs wohnend, hat die 17-Jährige jetzt einen Hauptpreis beim Literaturwettbewerb gewonnen.
Foto: Christof Heyden
Joggend zum Literaturpreis: Ondine Anfelder
Die Lust am Laufen und der Literatur haben Ondine Anfelder auf das Siegertreppchen des 12. Nachwuchswettbewerbs für junge Autoren im Erzgebirge gebracht. Die Oberwiesenthalerin darf sich über den Hauptpreis in der Kategorie Epik freuen. Im Sinne des Mottos „Trau Dich“ weiß die 17-Jährige mit ihrer Kurzgeschichte „Sturm“ von ihrer Körper und Geist gleichermaßen stärkenden Fitnessleidenschaft zu erzählen. Die Juroren zeigen sich angetan, mit welch Geschick sie das literarische Futter der Erzählung aus ihrer sportlichen Leidenschaft heraus zu speisen versteht.
„Regelmäßig drehe ich meine Laufeinheiten rund um unser am Fuße des Fichtelbergs gelegenen Hauses. In der konditionellen Ertüchtigung finde ich den Ausgleich zu einem straff getakteten Tageslauf einer Elftklässlerin“, so Ondine Anfelder. „Joggend kann ich vom Leistungsdruck Abstand gewinnen. Über Stock und Stein trabend habe ich nicht die nächste Klausur und deren Vorbereitung im Kopf, gerät der Termin- und Aufgabenkalender ins Hintertreffen. Gerade die körperliche Belastung schafft mir den gedankenspielenden Freiraum.“
Die thematische Vorlage des Wettbewerbs „Von der Seele schreiben“ aufgreifend, berichtet die Autorin, welche Glücksgefühle sich einstellen, einmal den inneren Schweinehund zu überwinden und tempoaufnehmend auf einer Zehnkilometerstrecke in einen emotionalen Zustand zu gelangen, in denen die Seele schier frei fliegen kann. Das mitgetragene Handy sorgt dabei Kopfhörer tragend aber nicht für das musikalische Lauftaktmaß. „Kommt mir eine Idee, zeichne ich sie damit auf. Nicht selten greife ich so ein Stichwort erst Wochen später wieder auf, wenn durch neuerliche Laufrunden eine Geschichte weitere Substanz gewonnen hat.“ Um Ideen handhabbarer zu machen, liegen bei Ondine Anfelder genauso Malstifte bereit, um per Zeichnung den Zugang zu einem Thema zu finden.
Für sie sei es ein nicht einfacher Entschluss gewesen, ihr Seelenleben nach außen zu tragen und dazu noch in einem Wettbewerbsbeitrag der Öffentlichkeit kund zu tun. „Schreiben ist eine intime Angelegenheit, dem Papier vertraue ich zuallererst Dinge an, um mir selbst um mein Seelenleben klar zu werden. Insofern schwang eine gehörige Portion Unsicherheit mit, als ich meinen Beitrag erstmals zum Wettbewerb eingereicht habe. Zum einen, weil ich selbst meine größte Kritikerin bin und ich andererseits meine Zeilen noch nie Lesern oder gar Fachleuten zur Diskussion gestellt habe“, so die vom Juryentscheid überraschte Hobbyautorin. Die sieht ihre berufliche Zukunft in einem naturwissenschaftlichen oder sozialen Beruf. Doch vorerst gilt alle Konzentration dem Abi, welches es unter den nicht einfachen Coronabedingungen zu erlangen gilt.