Schlüsselloch bei Dr. Benita Martin

Durchs Schlüsselloch geschaut bei Erzgebirgsautorin Dr. Benita Martin, Ärztin, Autorin, Malerin, Buchillustratorin

Harthauer Persönlichkeiten - Gezeichnet von Benita Martin

"Schwibbs&Funtje"


Kinderbuch in 20 Folgen

3D Illustrationen

1. Blumenwohnung


1.1. Schwibbs und Funtje gehören zum Volk der Stäubler.

Stäubler wohnen in jeder Blume.

Habt ihr schon einmal in eine Blume hineingesehen? Nein? Dann schaut schnell nach! Da stehen nämlich die Stäubler drinnen! Und zwar in jeder Blüte! Sie sehen immer anders aus. Manche stehen in Reih und Glied, andere quer über einander, über ihre Stäublerspiralen stolpernd. Einige sitzen. Alle sind sie lustig bunt. Viele grün mit einem gelbem, oder rotem Hut auf dem Kopfe.


1.2. Und heute erzähle ich euch die Geschichte von Schwibbs und Funtje.

Sie sind noch klein und die Kinder von solchen Blumen. Weit voneinander entfernt wachsen sie auf. Schwibbs wohnt im tiefen grünen Erzwald und ist der Sohn einer Wolfsblüte. Und die Funtje ist die Tochter von Wanda, einer blauen Wildorchidee. Sie lebt in einem sauberen Blumentopf in der Steinstadt. Ihr Röckchen leuchtet in tiefem Blau. Und die Flügelchen sind zart wie der Blumenduft dieser Wanda. Das Niedlichste aber ist ihr Näschen. Keck und lustig reckt es sich der Sonne entgegen. 

Schwibbs und Funtje sind glücklich und ohne Sorgen. Und das eine gute Zeit lang. 

Eines Tages aber, wenn die Sonne unseren goldenen Horizont erreicht, dann werden die Winde die Stäublinge aus den Blüten pusten und ihnen die große weite Welt zeigen.


1.3. Schwibbs ist ein niedliches Kerlchen. Schaut euch sein Köpfchen an! Noch sind seine Stäublerhaare glatt und zart.

Aber wenn er groß ist, wird ihn ein lockiger Haarschopf zieren. Der Wind kann dort hineinpusten und unseren Schwibbs davontragen. Seine Füßchen sind anders als deine. Anstatt auf zwei Beinen, thront er auf einem Stiel, wie alle Stäubler. Damit holt er sein Blütenwasser aus der Mutterblume. 

Schaut nur! 

Jetzt gerade in diesem Moment schlürft er den süßen Nektar wie aus einem Strohhalm! 

Und wenn er erwachsen ist, wird er auf seinem Stielchen wie auf einer Spirale durch die Blumenwelt hüpfen. 

Hoch und federleicht.


1.4. Heute erlebte Schwibbs etwas Besonderes. Viele Ameisen erklommen seine Blüte! Die Wohnung duftete wie immer herrlich nach frischem Blütennektar. Und das lockte die Ameisen an. Sie waren hungrig auf diesen süßen Saft und liefen kreuz und quer. Kitzelten den Schwibbs an der Nase und traten ihn mit ihren kleinen Füßchen. Sie versuchten sogar, ihm seinen Nektar von den Lippen zu schlecken!


1.5. Über ihm wohnen die Glockenstäubler.

Ihre Kelche sehen aus wie große Trichter. 

Eines Tages regnete es in Strömen. Der Eiswind, höher als der Mond, formte Kristalle aus seinem Eis. Es strömte und goss in Regenfontänen. Der Kelch eines Glockenstäublers füllte sich und schwankte bedenklich über unserem Schwibbs. Da donnerte das größte Eiskristall vom Himmel! Genau in den Kelch! Der kippte um und ergoss sein Eiswasser über Schwibbs! "Hiiilfe ich ertrinke", schrie er. In letzter Sekunde öffnete seine Wolfsblütenmutter den Spiralschlauch, damit das Regenwasser ablaufen konnte. Ein dicker Fliegerich eilte herbei und schlürfte den Rest aus

dem Wolfsblütenkelch.

Schwibbs war gerettet.


1.6. Währenddessen reckte sich die kleine Funtje und wischte sich den Schlaf aus den Augen.

Doch was war das!

Alles finster! Die Kleine schüttelte sich und rief laut nach ihrem Freund, den Marienkäfer. "Hiilfe!!!! Schieb schnell den schwarzen Tiegel weg von der Sonne", jammerte sie. Aber NEIN! Ein welkes Blatt war auf sie herab gefallen. Und verdeckte die helle liebliche Sonne. Der Käfer surrte und schob. Krabbelte und zerrte am Blatt. Kam ganz außer Atem! Bis dieses braune, welke Etwas endlich herunterfiel! Funtje war so glücklich. Und die Sonne lachte wieder.


1.7. Eines Tages bekam das Orchideenkind Besuch. Es war schon wunderschön und lieblich anzusehen. Man konnte bereits seine Flügelchen erkennen. Und ein Libellerich fühlte sich angelockt. Mit seinen spitzen glasklaren Krallen setzte er sich auf die Blüte. Und stach die Funtje aus Versehen in das Kleidchen! Ein Loch! So groß wie ein Tautropfen wurde hineingerissen! Der Libellerich machte sich davon, schon etwas traurig, weil er das zarte Kleid zerrissen hatte. Flink stellte Mutter Wanda einen Tropfen Honig bereit. Und flugs ward das Loch zugeklebt! Nichts Schlimmes war mehr zu sehen. 

Der Schaden war glücklich behoben.


S1.8. Funtje beschloss heute Nacht aufzubleiben. Der Mückerich, der

Schwarze, hatte ihr vorgeschwärmt, wie spannend es im Dunkeln doch wäre. Die Geräusche seien lauter, das Zirpen höher und die Punkte am Himmel strahlender.

Das wollte Funtje erleben.

Also zwang sie sich, ihre Stäubleräuglein aufzuhalten, um nichts zu verpassen.

Die Sonne sank am Horizont. Der Himmel färbte sich rot. Nachtwolken zogen schwarz und geheimnisvoll auf. Funtje kämpfte mit der Müdigkeit und blinzelte mühsam zu den blassen Lichtern am Himmel. Wo war das Schöne der Nacht, dachte sie. Die Augenlider wurden schwer.

Plötzlich strich ihr etwas zart über's Gesichtchen. Und pfiff ihr ins Ohr! Laut! Hoch! Eindringlich! 

Funtje sah in glühende Augen. Was war das?

Eine Fledermaus! Und diese lachte nun die ängstliche Funtje aus. Die spitzen Zähnchen blitzten auf. "Saugen die nicht Blut?", dachte Funtje.

"Aber ich habe, Gott sei Dank, nur Nektar." Ein Zischen vertrieb die Fledermaus. 

War das ein Nachtfalter? Hatte er einen Dolch in der Hand? Wollte er Funtje etwas zu leide tun?

Da strahlte ein helles Licht am Himmel. Ein goldener Komet. Und lockte den Falter von Funtje weg.

Und siehe da! Tausend Sterne blitzten auf und tauchten die Welt um Funtje herum in goldenes Licht. Wie wunderschön sah das aus. Funtje konnte sich nicht sattsehen. Viele strahlende Figuren standen am Himmel. Oh wie herrlich! Hunderte Grillen begannen ihr Konzert. Und im

Rhythmus dieser Musik begannen die Bilder am Himmel zu glühen. Die Nachtwolken übernahmen den Himmelsvorhang.

Endlich schlief Funtje ein.

Ein glückliches Lächeln im Gesicht. Sie hatte das Gesicht der Nacht gesehen.


1.9. In dieser Zeit breitete sich eine große Trockenheit aus über dem Erzwald. Es fehlte überall das Wasser. Die Blätter und Grashalme waren so dürr, dass sie im Winde wie das Spiel von Mikadostäbchen klapperten. Kein Tröpfchen, keine Nahrung kam mehr aus dem Nahrungsschlauch zu Schwibbs. Ihm war elendiglich zu mute. 

Sein Köpfchen wurde schwer und ihm schwindelte. 

Mit letzter Kraft presste er Nektar aus einem Wolfsblütenblättchen in seine dicken Schwibbslippen, um sie aufzuplustern. Damit wollte er im Morgengrauen den ersten Tautropfen erwischen und trinken. 

Und es funktionierte! Seine dicken Lippen fingen den ersten nassen morgendlichen Sonnengruß auf! Alle Stäubler taten es ihm gleich. Und bekamen ähnliche dicke gelbe Lippen. Bis endlich der ersehnte Regen kam! Es plätscherte und prasselte über dem Erzwald. Die Gräser erhielten ihre grüne Farbe zurück. Nun konnten alle Stäubler wieder das Blumenwasser aus ihren Stielchen trinken.


1.10. Eines Tages erscholl ein lautes Maunzen vom Dach.

Nachbars Katze war aus dem Dachfenster gerutscht! In die Dachrinne hinein!

"Wir müssen Mietzmutz retten", rief Wanda, die Orchidee.

Sie reckte ihre große Blüte weit hinauf und formte einen runden Blütenkelch. Ameisen liefen hinauf, knabberten die Dachrinne an. Die bog sich herab, Mietzmutz hielt sich an Funtjes langem Stiel fest und sanft glitt sie herab, landete federleicht im Kelch der Orchidee. Das restliche Regenwasser aus der Rinne floss herab und diente Funtje als Trank.

Die Katze war gerettet.

Stolz reckte Wanda ihre Orchideenkrone in die Höhe.

Sie fühlte sich als Heldin.


1.11. Heute Morgen hatten die Menschen vergessen, das Fenster vor Wanda zu schließen. Wind kam auf, wurde immer stärker, begann zu heulen und fegte um die Häuser. Der Orchideentopf begann bedenklich zu schaukeln. Eine Windböe erfasste ihn und er kippte um! Der dicke Vorhang murmelte, wedelte mit den Falten und erbarmte sich seiner schließlich. Ihn dauerte die wunderschöne Wanda. Und so entschloss er sich, die Orchidee und Funtje weich aufzufangen. 

Ein Glück! 

Sonst hätte die Blumenblüte zerquetscht am Boden gelegen!


1.12. Die beiden Blumenkinder waren nun erwachsen.

Schwibbs hatte einen vollen Wuschelhaarschopf.

Und die Funtje besaß das niedlichste Orchideennäschen der ganzen Gegend.

Beide warteten auf den Frühlingswind, der sie in die Welt hinaustragen sollte.

Aber es kam alles anders.

Eine dicke Biene schlürfte eines schönen Morgens den süßen Nachthonig aus dem Wolfsblütenkelch, schwirrte und surrte um die Blüte herum und konnte nicht genug bekommen. Es schmeckte gar zu fein! Mit ihren behaarten Beinen trat sie rücksichtslos um sich. Bis sich der Lockenschopf des Schwibbs darin verfing! Endlich schwang sich die Biene in die Lüfte. Und riss Schwibbs aus seiner Blütenwohnung heraus und mit sich fort bis hoch in den Himmel hinauf. Dort ließ sie den Stäublerjungen fallen. Er landete auf einer weichen Wolke.

Und so begann Schwibbs seine Reise in die große weite Blumenwelt.

Der Wind war zu spät gekommen.


1.13. Die Zeit war reif und auch Funtje fast erwachsen. So beschloss Wanda, ihre Orchideenmutter, eine neue Kinderschar zu zeugen. Sie sagte zu ihren wunderschönen Stäublern sie müssten jetzt ihr eigenes Leben beginnen. Sprach's, und sprengte alle Stäubler-Spiralen. Ihre Pollenkinder und so auch die Funtje wurden herausgeschleudert. Funtje breitete in höchster Not ihre Flügelchen aus. Und siehe da. Sie schwebte und flog! Durch den mächtigen Stups ihrer Mutter gelangte sie weit in die Welt hinaus und landete hoch oben weich auf einer Wolke.


Wie es nun mit Schwibbs und Funtje weitergeht erfahrt ihr im nächsten Buch.

Alle ADA Dimensionsmalerei-Bücher sind bestellbar online, bei dem Verlag Paramon, bei Benita Martin und in jeder Buchhandlung.

Sie sind per ISBN gelistet.

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